Vortrag mit Felix Riedel am 27.04.2014

“Aktuelle Hexenjagden – Rückwirkungen auf Kritische Theorie und Praxis im Trikont”

Mehr als 50.000 Menschen starben in den letzten 50 Jahren in Hexenjagden auf allen Kontinenten. Der Vortrag liefert eine dichte Einführung in die Problematik und fragt nach Ursachen der Verdrängung aus dem öffentlichen Bewusstsein im Westen. Rationale Ängste vor der Bestätigung rassistischer Stereotype, aber auch manifester Antipsychologismus, Kulturalismus und Positivismus produzierten in der Forschung Entsolidarisierungstendenzen. Diese stehen in schroffem Kontrast zur posthumen Solidarität, die historische Hexenjagdopfer erfahren. Kritische Theorie kann hier Modelle praxisnaher Forschung liefern. Sie kann durch ihre Arbeit am Problem der Vermitteltheit von Individualpsychologie und Ökonomie auch herkömmliche „Sündenbock“- und Krisentheorien hinterfragen. Ein Vergleich antisemitischer Projektionsmechanismen und Gerüchtezirkel mit Hexereivorstellungen in Afrika macht Kategorienfehler sichtbar, die einer wirksamen Praxis gegen beide Ressentiments entgegen stehen. 

Felix Riedel ist Ethnologe. Er hat in Nordghana 150 Hexenjagdflüchtlinge interviewt und Hexenbilder im ghanaischen Film untersucht. Er leitet seit 2009 die NGO „Hilfe für Hexenjagdflüchtlinge“ (www.hexenjagden.de), die in Nordghana mehr als 200 Hexenjagdflüchtlingen humanitäre Hilfe leistet.

Beginn: 19.00 Uhr

Raum: Ulmenstr. 69, Haus 1, Seminarraum 126  

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Veranstaltende Gruppen sind der “Freundeskreis der Dialektik” (HRO) und die “Hochschulgruppe kritisch-dialektische Politikwissenschaft” (HRO)

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