Der „Islamische Staat“, Syrien und der kurdische Widerstand.

Podiumsdiskussion im Peter-Weiss-Haus, Rostock, am 05. März 2015, 19.00
Referenten: Thomas von der Osten-Sacken, Danyal und Felix Riedel, im Rahmen des PolDo.

Der „Islamische Staat“, Syrien und der kurdische Widerstand.

Als 2011 auch in Syrien Hunderttausende auf die Straße gingen und unter Einsatz ihres Lebens für Reformen und Demokratisierung demonstrierten, antwortete das syrische Regime in der einzigen Sprache, die es perfekt beherrscht: Gewalt. Es ließ friedliche und später militante Demonstrationen zusammenschießen, zehntausende verschwanden in Folterkellern.. Unterstützt von seinen engen Verbündeten, dem Iran und Russland, gelang es Assad, den Protest in einen blutigen Bürgerkrieg zu verwandeln. Der Islamische Staat war anfangs sogar ein willkommener Akteur in dieser Tragödie, richtete sich sein Terror doch gegen die selben Feinde, die auch das Regime bekämpfte: jene Syrerinnen und Syrer, die für eine bessere Zukunft in einem pluralistischen und demokratischen Land stritten.
Organisationen wie Al Qaida und der Islamische Staat sind Ausdruck der tiefen Krise, in der sich die ganze Region befindet.

Ohne einen tiefgreifenden Wandel in der Region, ohne „regime change“ in Ländern wie dem Iran oder Saudi Arabien, wird es keine Aussicht auf Besserung geben. Es gilt, endlich die Forderungen derjenigen, die in Teheran, Tunis, Damaskus und Kairo auf die Straße gingen, um ein Ende von Diktatur und Unterdrückung zu fordern, ernstzunehmen. Die Zählebigkeit der islamistischen Bewegungen und die Absenz von strategischer Intelligenz auf Seiten des Westens erzeugt failed states, Bloodlands für den Krieg zwischen Sunna und Shia.

Unsere Podiumsdiskussion wird den Islamischen Staat aus der irakischen/humanitären, der kurdischen/militärischen und der westlichen/psychologischen Perspektive beleuchten.

Danyal, freier Journalist, u.a. für Konkret, und Betreiber des Blogs „Cosmoproletarian Solidarity“ wird zweierlei betrachten: Zum einen den islamistischen Rollback, beginnend mit der schiitischen Variante des Islamischen Staates, dem Iran Khomeinis, der für ihn eine faschistische Krisenreaktion darstellt.
Zum anderen wird er die widersprüchlichen Interessen der regionalen Akteure beleuchten, ohne jene Kräfte zu übergehen, die sich gegen die islamistische Aggression selbstorganisiert verteidigen.

Felix Riedel, Ethnologe und Autor des Blogs „Nichtidentisches“ wird die Tiefenpsychologie des IS skizzieren. Im Zentrum steht dabei deren dialektischer Widerpart, die Agonie und Äquidistanz aktueller bürgerlicher Ideologie im Westen, die den IS erst möglich machte. Wo kein Gegenprojekt der Moderne sich auch als konsequentes etabliert, wo Philosophie den Augenblick ihrer Verwirklichung immer noch gründlicher versäumt, gedeihen historisch faschistische Rituale und Regressionen nicht in historische Stadien, sondern hinter individualpsychologische Reifungsschritte.

Thomas von der Osten-Sacken, Geschäftsführer der seit über zwanzig Jahren im Nahen Osten tätigen Hilfsorganisation WADI e. V., wird schließlich über die Lage vor Ort und die jüngsten Entwicklungen im Irak und Syrien berichten.

Im Anschluss an dieser Inputs wird noch genügend Zeit für Diskussionen sein.

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Veranstaltende Gruppen sind der “Freundeskreis der Dialektik” (HRO), “Hochschulgruppe kritisch-dialektische Politikwissenschaft” (HRO) und “Contre la tristesse” (HRO). Mit freundlicher Unterstützung vom AStA der Universität Rostock.

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